Home Office: Arbeit vs. Kind?
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Was vor neun Wochen für mich noch undenkbar war, ist heute zu meinem Alltag geworden: Arbeiten mit beziehungsweise trotz der Kinderbetreuung zuhause. Die Betreuung durch andere, wie die Großeltern war nicht mehr möglich. Für mich als Geschäftsführerin einer Marketingagentur und alleinerziehende Mama war das eine riesige Herausforderung. Es gab nie die Option, nicht für das Kind da zu sein. Also nicht zu arbeiten, nicht Mittag zu kochen oder den Haushalt schleifen zu lassen. Es hieß also, neue Wege und Arbeitsweisen zu finden.
Für mich und meinen Sohn hieß das, unseren Tag neu zu strukturieren. Wir legten Zeiten für die wichtigen Dinge fest: Mittagessen, Arbeitszeit für Mama, TV-Zeit oder auch frische Luft Zeit und wir bauten unseren Alltag neu auf.
Wir haben das Puzzeln neu entdeckt, die Sinnhaftigkeit von Kopfhörern endlich verstanden (Noise-Canceling Kopfhörer für mich und normale für ihn), Hörspiele als Lebensretter kennengelernt, den Kindersport zuhause ausprobiert. Auch die ganzen neuen digitalen Möglichkeiten haben wir ausprobiert: tägliche Vorlesemomente durch die Wuselstunde-Livevorlesungen oder Malen und Raten mit der Oma via Houseparty-App.
»Es ist nicht die Zeit für Perfektionismus und Selbstkritik«
Deswegen kann ich heute sagen: Wir haben das social distancing bisher erfolgreich gemeistert! Die klassischen Trinkspiele, bei denen man bei jedem „Mama“ des Kindes einen Schnaps trinkt, habe ich bisher jedoch ausgelassen.
In meinem Webinar „Home Office mit Kind“ habe ich Tipps und Tricks zusammengefasst, die für uns funktioniert haben. Das Ziel: mit anderen Eltern in den Austausch kommen. Mir ist wichtig zu sagen, dass es eine verdammt schwere Zeit ist. Dass es normal ist, nicht alles zu schaffen und, dass ich keine schlechte Mama bin, weil ich vielleicht mal die Nerven verliere oder das Mittagessen nicht pünktlich, frisch gekocht, 12 Uhr auf dem Tisch steht.
Es ist nicht die Zeit für Perfektionismus und Selbstkritik, trotzdem messe ich mich daran und falle abends fix und fertig mit schlechtem Gewissen ins Bett. Die Balance zwischen Work & Life ist noch schwieriger abzugrenzen, als vor der Krise. Ich musste neue Wege finden, um meinen Optimismus nicht zu verlieren. Deshalb: einfach weiter versuchen und nicht aufgeben – das wird schon werden.
Anja Herzog
Anja Herzog ist als Geschäftsführerin Kopf und Herz der Agentur TNC Production GmbH. Die gebürtige Leipzigerin ist ausgebildete Diplom-Kommunikationswirtin und managt mit ihrem Sohn, ihrer französischen Bulldogge und ihrem Job den Spagat zwischen Job und Familie. Ihr Engagement in der Kreativwirtschaft zeigt sich durch ihre Ehrenämter als Vorstand im Marketing Club und im IHK Ausschuss für Kreativwirtschaft. Ihr Netzwerk erweitert sie als XING Ambassadorin stetig und bringt dabei Menschen virtuell und real zusammen.