Das Unverhoffte und Unvorhergesehene

Das Unverhoffte und Unvorhergesehene bringt einem immer wieder wundervolle Momente voller positiver Überraschungen und freudiger Perspektivwechsel. Manchmal steht es aber auch wie ein fieses Monster hinter der nächsten Ecke und trifft wie ein gewaltiger Faustschlag, der dich in eine seltsame, nur mit dämmernden Schwebezuständen versetzten, Zwischenwelt, katapultiert.

Ähnlich erging es mir und sicherlich so vielen anderen Menschen als sich das Sars-CoV2 Virus langsam, aber unaufhörlich in unsere Gesellschaft fraß. Alle haben es gesehen, gespürt und darüber geredet. Aber als es dann so surreal unterschwellig und doch mit voller Wucht da war, dabei nicht mehr nur auf der Schwelle stand, wurde unser Leben auf beklemmend schleichende Art und Weise aus den Angeln bewegt, ohne herausgehoben zu werden. Wie in Zeitlupe verloren wir den Kontakt zum gewohnten und bis dahin immer verlässlich- vertrauenswürdig erscheinenden Boden unter unseren Füßen und ein ständiges Unbehagen erdrängelte sich seinen Platz in unseren Gedanken und Empfindungen.

»Wann hat all das ein Ende? Genug mit diesem Experiment! Back to normal!«

Auf einmal war das Leben mit dem Virus zum nicht akzeptiert-werden-wollenden Alltag geworden. Ohnmacht und sich der-Situation-beugen-müssen mündeten in Hilflosigkeit sowie die Frage: Wann hat all das ein Ende? Genug mit diesem Experiment! Back to normal!

Auf einmal nehmen wir in uns ein kleines Pflänzchen wieder wahr, das ebenso unterschwellig beständig seine Wurzeln in uns geschlagen hatte, welches irgendwie immer schon da war – meist subtil unter der Haut oder direkt in der Magengegend –  und dem jetzt die allergrößte Bedeutung zukommt: Hoffnung. Hoffnung und der Glaube an das Morgen.

»Es handelt sich um ein Startkommando für alle Dinge, die man schon lange geplant aber nie umgesetzt bekam, endlich mit der Umsetzung zu beginnen«

Dieses Pflänzchen lässt uns auf einmal wieder trotzig kämpferisch agieren und doch angenehme Gelassenheit verströmen. Es lässt uns einen unserer stärksten Charakterzüge wieder wirkungsvoll in Szene setzen – zu improvisieren, nach Lösungen und neuen Pfaden zu suchen. Dieses Pflänzchen ist sein eigener gleißender Lichtblick, der alles andere zu überstrahlen vermag. Es handelt sich um ein Startkommando für alle Dinge, die man schon lange geplant aber nie umgesetzt bekam, endlich mit der Umsetzung zu beginnen. Und es schuf neue Formate, welche das Museum als Hoffnungsschimmer und ständigen Begleiter an der Seite des scheinbar neu aus der Evolution hervorgegangenen 'Homo domi', des Menschen zu Hause, etablierte.

Das Pflänzchen zeigte uns allen auf drastische Weise, wie sehr doch jeder Einzelne von uns abhängig ist von menschlichen Interaktionen, dass dies sie aber eigentlich ein großes Geschenk sind, die wir als selbstverständlich hingenommen und wenig beachtet haben. Hoffnung nährt uns, wieder zusammenzufinden, beieinander zu stehen, uns zu unterstützen oder einfach nur, da zu sein.

Für mich persönlich schöpft sich diese Hoffnung jedoch auch und vor allem seinen Ursprung aus meiner Familie, meinen Kindern und meiner wundervollen Frau. Die Krise hat mir etwas bewiesen, was ich immer schon wusste: Gemeinsam sind wir stark! Dafür sage ich leise und vorsichtig: Danke!

Dr. Ronny Maik Leder

Geboren im Herzen des Thüringer Waldes und stets heimatverbunden ist Ronny Maik ein mit Leib und Seele gewachsener Leipziger. Nach dem Studium in Leipzig verfolgte er über 15 Jahre hinweg den Wunsch, Direktor am Naturkundemuseum Leipzig zu werden. Ende 2016 wird dieser Realität und aktuell entwickelt er ein Museum, welches dem Status der Sachsenmetropole im Chor der ganzen Welt gerecht wird.

Dr. Ronny Maik Leder